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und Schwert, ob man gewaffnet ist gegen alle Gefahren, und Schild und
Schwert gegen Feuersgefahr sind Blitzableiter und Bersicherungstafeln.
Wo diese fehlen, da ist es übel bestellt. Wenn nur jeder bedächte,
daß die Feuerversicherung eine Pflicht gegen sich selbst und gegen
die Nächsten ist. Unsere Blitzableiter und Versicherungstäfelchen sind
Wehr und Waffen des Hauses. Doch ist hiermit meine Umschau noch
nicht zu Ende. Ich sehe mich auch um, ob auf den Fenstersimsen
wohlgepflegte Blumen in Töpfen, ein Plätzchen vor dein Hause oder
an der Seite, wo Blumen gezogen werden, zu sehen sind. Erblicke
ich solche, dann freut sich mein Herz; denn ich erkenne hieraus, daß
hier Menschen sind, die frohes Gemüt und Sinn für das Schöne
haben, und wo Blmnen sind, da sind auch meistens Lieder. Hier
wird gewiß auch fröhlich gesungen.
Das also sind meine Wahrzeichen, nach denen ich ein Dorf be-
urteile; ich laste sie der Reihe nach nochmals folgen: Brunnen,
Straßen, Schulen, Blitzableiter, Feuerversicherung,
B l u m e n und Lied e r. B. Auerbach.
15. Justus von Liebig und die Chemie.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm die Chemie
einen Aufschwung, wie er in der Geschichte aller Wissenschaften ohne
Beispiel dasteht. Innerhalb eines verhältnismäßig kurzen Zeitraumes
von etwa 40 Jahren haben nicht nur alle bekannten Zweige der
Chemie eine mächtige Förderung erfahren, sondern es ist auch eine
Reihe neuer, fruchtbarer Schaffensgebiete entstanden. Der Einfluß
dieser Glanzzeit auf die Technik, Industrie, Heilkunde und die Ent-
wicklung der Menschheit überhaupt läßt sich jetzt noch kaum absehen;
es möge der kurze Hinweis darauf genügen, daß z. P. fast alle neueren
Arzneimittel, fast alle Farbstoffe, die jetzt zur Verwendung kommen,
dieser Periode ihr Dasein verdanken. Es fanden sich eben Männer,
die, von unermüdlichem Forschergeiste beseelt, das in der Entwicklung
begriffene Werk auszubauen verstanden.
Unter diesen Männern ragt neben dem Schweden Berzelius be-
sonders I. von Liebig hervor, der populärste Chemiker des 19. Jahr-
hunderts. Im Jahre 1803 in Darmstadt als Sohn eines Materialien-
und Farbwarenhändlers geboren, hatte er bereits im i4. Lebensjahre
alle chemischen Werke der Darmstädter Hofbibliothek durchgelesen und
die darin beschriebenen Versuche wiederholt. Mit 21 Jahren wurde
u.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil]]
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Kreise seiner Angehörigen und dann unter seinen nächsten Verwandten
läßt er sich gehen, da kommt der Reichtum seines Gemütes allein recht
zur Geltung. Schon bei der Anlage seines Hauses sucht der Germane
nicht Orte aus, ivo bereits Menschen sitzen, sondern einsam und ab-
gesondert, wo eine Quelle, eine Aue, ein Gehölz einladet, baut er sich
an. Nur die Sippschaft hält zusammen. Sie feiert alle Feste ge-
meinsam, sie nimmt in ihrer Gesamtheit Anteil an dem Wergeld, wenn
ein Glied vor: ihr erschlagen worden ist, sie rächt alle Unbill ihrer
Mitglieder, sie zieht gemeinsam in den Kampf, wenn auswärtige Feinde
das Land verheeren. Die Sippschaft wacht aber auch streng über die
Tugenden ihrer Angehörigen. Persönlichen Mut, Tapferkeit rechnet
man zu den höchsten dieser Tugenden. Im Kampfe gilt es als
Schande, von andern sich an Tapferkeit überbieten zu lassen. Feig-
linge und Verräter trifft die schmählichste Strafe: niemand schenkt
ihnen Glauben, in einem Moraste oder Sumpfe werden sie ersäuft
oder an Bäumen aufgeknüpft.
Aus diesem den Germanen angeborenen Sinn für persönliche
Tapferkeit erklären sich auch die Hauptbeschäftigungen unserer Vor-
fahren: der Krieg und die Jagd, wenn auch bei letzterer wirtschaft-
liche Bedingungen mitsprechen. Selbst beim Spiele tritt dieser Sinn
zu Tage. Schauspiele und Belustigungen, wie sie die Römer hatten,
kannte man nicht: die einzige Lustbarkeit, an der sie ihre Freude fanden,
war der Schwerttanz. Bei ihm tummelten sich nackte Jünglinge
zwischen Schwertern und Lanzen und ergötzten durch ihren Mut und
ihre Behendigkeit die Zuschauer. Das ist dasselbe Waffenspiel, das
sich in verschiedenen Gegenden Deutschlands noch bis heute erhalten hat.
Neben dieser persönlichen Tapferkeit leuchtet die germanische
Treue. Dem Führer hu Kriege und Leiter im Frieden, den sie selbst
gewählt hatten, blieben die Deutschen treu bis in den Tod. Hinter-
list ist ihrer Natur zuwider. Das einmal gegebene Wort wird ge-
halten, auch wenn dadurch die persönliche Freiheit verspielt ist.
In dem Tun und Treiben der Germanen zeigt sich ferner schon
in den ältesten Quellen jene Freigebigkeit, jener Drang, andere an
den Freuden des Lebens teilnehmen zu lassen, beit wir durch die Jahr-
hunderte verfolgen können, den die mittelhochdeutschen Dichter als
milde preisen, die noch heute unsere skandinavischen Stammesbrüder
oft zu einer Gastfreundschaft treibt, die keine Grenzen kennt und sie
zu Grunde richtet. Jeder Fremde, woher und in welcher Absicht er
auch immer kommen mag, ist in der germanischen Hütte herzlich will-
Lcindwirtschastliches Lesebuch. 0
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]